In Kooperation mit dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf wollen wir Wildblumensäume schaffen, die die Biodiversität in unserem Bezirk maßgeblich steigern soll. Was du beachten musst, welches Saatgut du brauchst, wie du die Wildblumen richtig ansäest und pflegst, erfährst du hier.


Mehr Infos zu unserer Aktion findest du auch in unserem Newsletterartikel.


Anmeldung deiner Fläche

Da es sich um öffentlichen Raum handelt, musst du deine Fläche zunächst bei Zukunftslust anmelden, denn wir haben uns mit dem Bizirksamt darauf verständigt, dass wir die Flächen listen, kartografieren und monatlich gesammelt mit dem Bezirksamt abstimmen. 


Mit der Anmeldung vermeidest du eventuellen Ärger mit deinen Nachbarn und deine Fläche wird von den Mitarbeitern des Grünflächenamtes nicht gemäht.


Die Verkehrssicherheit hat oberste Priorität, deshalb sollte deine Fläche nicht die Straßeneinsicht beeinträchtigen, wie z.B. an Kreuzungen oder Einmündungen.


Und auch der Gehweg muss uneingeschränkt passierbar sein, -denke dabei z.B. an sehbehinderte Menschen. Absolut unproblematisch sind hingegen die Grünstreifen entlang der Grundstücksgrenzen. Bei den Grünstreifen am Fahrbahnrand muss, wie gesagt, die Einsehbarkeit auf die Straße gewährleistet sein und es sollte in regelmäßigen Abständen die Möglichkeit bestehen, auf die Straße zu gelangen oder diese zu passieren. Dort wo Autos auf dem Gehweg parken, kannst du maximal um die Baumscheiben herum etwas ansäen.


Etwas anderes, als Wildblumen, darfst du auf keinen Fall anpflanzen.

Die Kooperationsvereinbarung mit dem Straßen- und Grünflächenamt ist aktuell (01.06.25) noch nicht unterzeichnet. Es ist jedoch ratsam jetzt schon deine Fläche anzumelden, damit wenn alles unterzeichnet ist, wir sofort loslegen können.

Fläche anmelden

Wildblumensaum -die Anleitung zum Insektenglück

Benötigte Utensilien

Folgende Utensilien wirst du zur Bearbeitung deiner Fläche benötigen.

Das Saatgut

Um wirklich die heimische Biodiversität zu fördern, musst du regionales Saatgut verwenden, denn jede Population ist an ihr regionales Umfeld angepasst und benötigt daher eine regional spezifische Flora. -Also bitte auf keinen Fall Samentütchen von Super- oder Baumärkten verwenden, denn diese enthalten u.a. oft den nordamerikanischen Mohn, der hier völlig wertlos ist, und das führt zu einer Florenverfälschung, die auf längere Sicht problematisch ist.


Was versteht man unter Florenverfälschung?

Florenverfälschung ist eine nachteilige Veränderung der Pflanzenwelt eines Gebiets, durch das Einbringen nicht gebietsheimischer Pflanzenarten oder auch von Pflanzen, die zwar heimischen Arten, aber Sippen dieser Art nicht gebietseigener Herkunft angehören. Florenverfälschung bedroht die Biodiversität einerseits durch direkte Verdrängung der gebietseigenen Sippen, anderseits erhöht sie die Wahrscheinlichkeit von deren Aussterben durch Einkreuzen von Merkmalen von nicht an den besonderen Standort oder das Regionalklima angepasste Ökotypen.


Auswirkungen der Florenverfälschung auf die Fauna

Die Florenverfälschung hat auch Auswirkungen auf die Fauna, also auf die Tierwelt. Viele Insekten haben sich im Laufe der Evolution sehr spezifisch auf bestimmte Pflanzen angepasst, d.h. heimische Gewächse bilden, gemeinsam mit den heimischen Insekten, ein eingespieltes Ökosystem. Oftmals sind die Insekten gar nicht an fremde Arten angepasst und können so beispielsweise den Nektar nicht erreichten oder die Pollen nicht verdauen. Das gilt, nebenbei bemerkt, auch für stark gezüchtete Arten, wie z.B. Rosen oder Forsythien, die zwar hübsch anzusehen sind, aber keinen, oder nur wenig Nektar und Pollen bieten. 


Dort wo sich heimische Insekten wohlfühlen, profitieren natürlich auch alljene, die sich von ihnen ernähren, sprich Vögel, Eidechsen, Igel und Co. 

Der Standort

Damit dein Wildblumensaum gut gedeiht, musst du ein Saatgut wählen, dass auf deine Standortbedingungen passt, d.h. du benötigst entweder Samen für einen schattigen oder sonnigen Standort.


Wir haben für dich vier Samenmischung aus regionalem Anbau zusammengestellt, die sich für die Aussaat am Straßenrand gut eignen. Bei der Wildsamen-Insel kannst du das nachfolgend aufgeführte Saatgut auch in kleineren Mengen beziehen. -Leider musst du es dir jedoch auf der verlinkten Seite erst aus einer Liste heraussuchen.


Zum Bestellformular der Wildsamen-Insel

VERKEHRSINSEL-MISCHUNG FÜR MAGERE STANDORTE


Sonniger Standort (8 Std. Sonne von April bis August). Ganztägig Sonne, kein direkter Schatten durch Bäume (Laubfall im Herbst).

Viel weiß und violett, nicht so hoch.


Ansprechende, buntblumige und langanhaltende Blütenaspekte für magere u. magerste Standorte, die direkt dem Verkehr ausgesetzt sind. Aus 50 % Wildblumen u. 50 % Wildgräsern.


Bei Bedarf 1-2 mal jährlich zu mähen. (Juni/Februar)

WÄRMELIEBENDER SAUM


Sonniger Standort (wie oben), aber deutlich höher.


Lang blühende, bunte Mischung aus 100 % Wildblumen für sonnige, warme Säume entlang von Wegen oder Gebäuden, ca. 130 cm hoch.


Nur 1 x jährlich im zeitigen Frühjahr (Februar/März) zu mähen.

SCHATTENSAUM


Für halb- bis vollschattige Säume oder für die Nordseite von Gebäuden geeignete Mischung mit 50 % Blumen-Anteil.


Benötigt 3 bis 4 Jahre zur vollen Entfaltung und wird 80 - 120 cm hoch.


Nur 1 x jährlich im zeitigen Frühjahr (Februar/März) zu mähen.

SCHATTENSAUM


Für halb- bis vollschattige Säume oder für die Nordseite von Gebäuden geeignete Mischung aus 100 % Wildblumen.


Benötigt 3 bis 4 Jahre zur vollen Entfaltung und wird 80 - 120 cm hoch.


Nur 1 x jährlich im zeitigen Frühjahr (Februar/März) zu mähen.


Die Arbeitsschritte

Vorbereitung des Bodens

Wildwiesen mögen mageren, das heißt kargen Boden. Sie sind also bestens geeignet für den Straßenrand, der meist sandig ist. Dennoch muss der Boden vorbereitet werden.


Im ersten Schritt musst du die Fläche von Grasbüscheln und Wurzeln befreien. Optimal ist das Abtragen von 15 cm Bodentiefe, so vermeidest du die Rückkehr von schnell wachsendem Wildbewuchs. Wenn du dabei kleine Blühpflanzen, wie den Gefingerten Lerchensporn oder Scharbockskraut findest, dann kannst du diese aussparen und erhalten.


Sollten dir kleine Blumenzwiebeln von Krokus oder Blaustern begegnen, dann kannst du diese sammeln und nach der Bodenbearbeitung wieder einsetzen.

Kompost aufbringen

Damit die Wildblumen für den Start gut versorgt sind, musst du nun 3-5 cm Kompost (keine Blumenerde!) aufbringen und diesen durch Umgraben gut in den Boden einarbeiten. Danach musst du den Boden rückverdichten. Das geht mit einer Walze oder einfach mit dem flachem Fuß "festtanzen".


Wichtig: einen halben Eimer Kompost aufheben!


Kompost dient dem Saatgut als Startdüngung und enthält wichtige Mikroorganismen und ist daher für den Erfolg der Ansaaten sehr wichtig. Wildpflanzen brauchen nur zu diesem Zeitpunkt diese Hilfe, später mögen sie mageren Boden.

 

Kompostmenge

In sonnigen Bereichen reicht eine Kompostauflage von 3 cm. Für eine Fläche von 1 x 1 m benötigst du 30 l Kompost. In schattigen Bereichen benötigst du 5 cm Kompostauflage, d.h für 1 x 1 m benötigst du 50 l Kompost.


Bezugsquellen für guten, torffreien Kompost, für alle, die keinen eigenen Kompost haben, sind:

 

Firma Häse Am Stichkanal. Hier gibt es allerdings nur loses Material, d.h. du musst Behälter und Schaufel zum selber verladen mitbringen.


Pflanzen und Staudencenter Guschke in Zehlendorf. Hier gibt es Sackware in guter Qualität.

Saatgut ausbringen

Du mischst nun den halben Eimer Kompost mit dem heimischen Saatgut, dass du für deine Fläche ausgesucht hast. Bitte nur so viel nehmen wir du für die Fläche brauchst. Ggf. nochmal genau berechnen. Die Tütchen reichen meist für 10 qm.

 

Nun das Saatgut gleichmäßig auf der Fläche verteilen und gut angedrücken, d.h. nochmal "drübertanzen".

 

Wichtig:  Die Samen nicht einharken und nicht abdecken, denn Wildblumen sind so genannte Lichtkeimer.   

Fläche kennzeichnen

Nun noch deine Fläche mit Absperrband sichern, bis die Pflanzen kräftig genug sind.


Mit einem Hinweisschild kannst du die Fläche dauerhaft kennzeichnen. Damit wissen deine Nachbarn und auch die Mitarbeiter von Straßen- und Grünflächenamt Bescheid.


Wir würden uns freuen, wenn du unser wetterfestes Aluschild kaufst, denn dieses informiert über die Idee des Wildblumensaums und kann dafür sorgen, dass immer mehr Leute mitmachen und wir schnell unser Ziel von 1.000 Meter Wildblumensaum erreichen.


Vom Verkaufserlös wollen wir Saatgut und Geräte zum Ausleihen anschaffen.

Schild aus Aluverbund mit abgerundeten Ecken am Alustab. Format 21 x 29 cm.
zum Preis von
19,90 €  inkl. MwSt.

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Wässern

Wer in den ersten 6 Wochen regelmäßig gießt, hat schneller Erfolg.


Das Saatgut muß zunächst quellen und kann dann erst keimen. Bis die Keimung einsetzt, also gern täglich "zart" wässern, d.h. je nach Wetterlage (hohe Temperaturen, Wind) 1-2 mal am Tag leicht beregnen und nur die Oberfläche befeuchten.


-Bitte unbedingt einen Brausekopf auf der Gießkanne verwenden oder den zartesten Strahl des Schlauches wählen.

Für eine Fläche von 8 qm benötigst du ca. 60 l Wasser. Ansonsten kommen die heimischen Pflanzen im normal Jahr, außer im Hochsommer, ganz ohne Bewässerung aus.


Ist die Pflanzung etabliert, d.h. eingewachsen, benötigt sie nur noch bei hochsommerlichen Temperaturen und Trockenheit etwas Wasser.

 

Als Faustregel gilt:

Im Sommer ca. alle 3 Wochen. Bei tagelang anhaltemdem Wind, bereits nach 14 Tagen.


Im Schatten, wo das Blätterdach der Bäume sehr wenig Niederschlag durchlässt, ggf. zusätzlich wässern.


Mahd / Rückschnitt

Die so genannte Pflegemahd erfolgt bei Wildblumen nur einmal im Jahr zum Winterende im Februar/März, denn die vertrockneten Blütenstände bieten den Vögeln im Winter Nahrung.


Die Verkehrsinsel-Mischung kann auch 2 mal im Jahr (falls sie im Weg ist oder "umfällt") geschnitten werden.


Bitte mit einer Sense oder Heckenschere schneiden und 10-15 cm stehen lassen. Herkömmliche Rasenmäher sind für den Rückschnitt nicht geeignet, da sie zu kurz schneiden und/oder auch kräftigere Pflanzen ausreißen.


Der Rückschnitt sollte zwar von der Fläche entfernt werden, jedoch sitzen an den Stengeln die Larven und Puppen von Schmetterlingen und anderen Insekten. Deshalb nicht einfach in die Mülltonne werfen, sondern nach Möglichkeit irgendwo anhäufeln und bei Bedarf auf den Kompost schichten.


Du kannst die Mahd aber auch an einer angrenzenden Fläche für 3-5 Tage liegenlassen und so durch die herabfallenden Samen für eine weitere Ausbreitung der Pflanzen sorgen.