
BIODIVERSITÄT | von Ute Stumm
Ein unerwarteter Gast im Garten
Warum das Anlegen von Habitaten sinnvoll ist
In diesem Sommer hatte ich in meinem Minigarten einen ungewöhnlichen Gast. An einem Junimorgen traf ich einen Pinselkäfer auf der Wilden Möhre. Auch wenn mein Gärtchen ein 100 %iger Naturgarten ist, ist er eben doch sehr klein und ich hatte mit ihm wirklich nicht gerechnet. Um so größer war also die Freude.

Wie war er in meinen Garten gekommen?
Der Pinselkäfer verläuft in seiner Entwicklung bis zum Käfer verschiedene Entwicklungsstadien. Bevor er als dieser sympathische, etwas plumpe Käfer herumkrabbelt, lebt er nach dem Schlupf aus dem Ei als Larve. Und zwar im Totholz oder anderem organischem Material.
Totholz gab es bislang nicht in meinem Garten.
Im vergangenen Herbst hatte ich ein paar Stücke eines alten, morschen Apfelbaums von meinem Lieblingskompostplatz mitgenommen. Der Baumstamm war innen hohl, perfekt für die Larve des Käfers. Vermutlich hat er sich dort entwickelt und ist so in meinen Garten geschlüpft. Da es in meiner Nachbarschaft noch einen weiteren Garten mit vielen Wildblumen gibt, hoffe ich sehr, dass er bleibt und vielleicht sogar weitere Pinselkäfer folgen.
Kleine, abgegrenzte Lebensräume
Wir können also kleine, abgegrenzte Lebensräume, sogenannte Habitate, bewusst anlegen. Und damit die Vielfalt von Lebewesen in unserer Umgebung fördern. Ein schönes Beispiel für natürliche Habitate in der Stadt sind die sogenannte Habitatbäume. Sie sind die größten Habitate in der Stadt. Habitatbäume sind lebende, tote oder absterbende Bäume, die bis zu sieben unterschiedliche Lebensräume bieten können. Besonders bekannt sind die Baumhöhlen, in denen Fledermäuse Unterschlupf finden. Diese brauchen mindestens zwei Meter Fallhöhe, um starten zu können!
Dazu gibt es großartige Nachrichten, denn inzwischen ist nachgewiesen, dass Fledermäuse die ausgewachsenen Schmetterlinge des Eichenprozessionsspinners fressen und so helfen sie ganz natürlich dabei, dessen Population einzudämmen.
Habitatbäume sind extrem wertvoll für das ökologische Gleichgewicht besonders in der Stadt. Zum Glück dürfen immer öfter tote Baumstämme, sogenannte Baumtorsos, stehen bleiben und dienen so vielen Arten weiterhin als Lebensraum.
Aber auch Totholzhaufen zeigen ihre Wirkung, wie man am Beispiel "meines" Pinselkäfers sieht.
In Ergänzung mit Steinen, Sand oder Lehm und im besten Fall noch Wasser, entsteht dann ein kleiner, abgegrenter Lebensraum für Insekten und andere Tiere, der sich dann Habitat nennt.
Wer also etwas für die Artenvielfalt in seinem Garten tun möchte, der kann in einer Ecke ein solch kleines Habitat anlegen und wird erfeut sein, wenn er die Ansiedlung von außergewöhnlichen und herkömmlichen Arten beobachten kann.

Habitat gemeinsam anlegen am 16.09.25
Im Rahmen der Woche der Klimaanpassung vom 15. bis 20. September 2025 haben wir von Zukunftslust einiges vor und werden neben dem spannenden Mobilitätsfest gemeinsam mit euch ein Schattenhabitat anlegen.
Wir zeigen, wie man den Boden im Schatten für die Pflanzung von Wildpflanzen vorbereitet, und setzen gemeinsam verschiedene Schattenstauden. Außerdem bauen wir zwei besondere Strukturelemente ein. Ein Steinhaufen aus typischen Lesesteinen aus Berlin und Brandenburg bietet vielen Tieren Schutz und Lebensraum. Zusätzlich bringen wir Totholz ein, das wir aus einer Kompostieranlage erhalten haben. Es wäre viel zu schade, dieses wertvolle Material einfach zu entsorgen.
Kommt also gern am
16. September 2025 von 16 bis 19 Uhr vorbei und schaut euch an, wie wir diese kleine Fläche in ein Habitat umgestalten. Treffpunkt ist an der Marienstraße, Ecke Boothstraße.

Fläche an der Boothstraße Ecke Marienstraße
