
BIODIVERSITÄT | von Ute Stumm
Alles Habitat oder was?
Aktion Klimaanpassung: Anlegen eines Habitats in der Boothstraße
Im Rahmen der Klimaanpassungswoche haben wir mit vielen großartigen Menschen an der Boothstraße Ecke Marienstraße ein kleines Habitat angelegt. Hier, wo einst ein Baum gestanden haben muss, haben wir einen geeigneten Platz gefunden, um einen weiteren kleinen Lebensraum zu schaffen. Unser erstes Habitat.
Als Expertin für naturnahes Grün, Wildpflanzen und naturnahe Bautechnik hatte ich die Fläche vorher in Augenschein genommen. Der alte Baumstumpf, bereits besiedelt mit holzzersetzenden Pilzen, Mikroorganismen und anderen wertvollen Lebewesen wie z. B. Asseln, bot die perfekte Grundlage für weitere Strukturen, die wir im Habitat angelegt haben.
Im vorhandenen Pflanzenbestand fanden sich auch einige hartgesottene Schwingel-Gräser. Sie haben runde Halme und sind damit sehr widerstandsfähig gegen Trockenheit. Absolut erhaltungswürdig.


Ein kleiner abgegrenzter Lebensraum
Habitate bieten vielen Tieren, Insekten, Vögeln, Reptilien, Amphibien und kleinen Säugetieren Unterschlupf. Diese Räume sind besonders in der Stadt sehr wichtig, bieten Sie Schutz vor allerlei „Freßfeinden“. Viele kleine Insekten und Säugetiere finden hier auch Nahrung.
Strukturen, die für unser Tiere besonders wichtig sind, haben in der Regel mehrere Funktionen. Trockenmauern bieten mit ihren großen Fugen nicht nur Unterschlupf, hier können sich Insekten aufwärmen. Besonders am Morgen kann man auf Mauern und losen Steinhaufen diverse Tiere treffen. Sie sind auch ein besonderer Lebensraum für sehr besondere Pflanzen.
Totholzhaufen und auch Laub-Reisig-Haufen übernehmen die Funktion von Lebensräumen. Besonders wichtig ist die Verwendung von Wildpflanzen, da diese für besonders viele Insekten, wie Schwebfliegen, Käfer etc. Nahrung in Form von Nektar und Pollen anbieten. Sandlinsen und Lehm als Baumaterialien bereichern ein Habitat. Ein ganz wichtiger Lebensraum ist Wasser, der vom Teich bis zur Wasserschale in allen Formen wichtig für unser lebendes Umfeld ist.


Wie sieht nun die Umsetzung genau aus?
Wir haben zunächst die Schwingel-Gräser ausgepflanzt und begonnen die Fläche umzugraben. Dabei wurden Wurzelunkräuter und Wurzeln von Sträuchern entfernt. Damit die Wildpflanzen einen guten Start haben, der Boden seine Wasserkapazität verbessern kann und im gestressten Stadtboden wieder mehr Microorganismen leben können, haben wir frischen Grünschnittkompost in den vorhandenen Boden eingearbeitet. Damit der Boden sich später nicht zu sehr setzt haben wir die Fläche mit unseren Füßen angetreten.
Den noch in Teilen im Boden befindliche Baumstumpf füllten wir mit grobem Holzhächsel und weiterem Totholz auf. Im Mulm rottenden Holzes siedeln sich gern Käferlarven an. Die entstandenen Hohlräume dienen zukünftig als Unterschlupf. Auch kann hier die Feuchtigkeit, z.B. aus dem Morgentau, länger gehalten werden.
Neben dem Totholz hatten wir uns für einen Lesesteinhaufen entschieden. Dieser wurde mit vielen Hohlräumen versehen.

vorher

nachher
Nachdem alle Habitat Strukturen angelgt waren, platzierten wir eine weitere Baumwurzel, welche besonders lange haltbares Totholz bietet und für viele Wildpflanzen einen sehr schönen Rahmen bildet. Neben den gesicherten Gräsern pflanzten wir noch einige andere Stauden als Initialpflanzung. Farne, Kleine Brunelle, Akelei und das gefleckte Lungenkraut werden sich hier wohlfühlen. Ich danke den Spendern sehr.
Nach dem endgültigen Laubfall, und wenn die Grünflächenmitarbeiter ihre Arbeit getan haben, werden wir hier weitere Wildpflanzen aussäen.
Schaut doch mal vorbei.





