BIODIVERSITÄT  |  von Ute Stumm

Warum bienenfreundlich einfach nicht genug ist

Rettet die Schwebfliege, klingt einfach nicht sexy


Im Jahr 2019 war das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ in Bayern ein großer Erfolg, für den wir alle dankbar sein können. Doch heute, sechs Jahre später, steht immer noch die Honigbiene im Mittelpunkt der Öffentlichen Debatte, wenn es um Insekten geht. Leider wird immer noch übersehen, dass viele andere Insekten für die Bestäubung unserer Pflanzen viel wichtiger sind.


Schwebflige beim Nektarschlürfen I Foto: pixaby

Unser wichtigstes Bestäuber Insekt sind tatsächlich die Schwebfliegen. Sie können im Flug stehen bleiben – ähnlich wie kleine Hubschrauber, und sehen den Bienen in ihrer Färbung sehr ähnlich. Sie sind allein schon für die Hälfte der befruchteten Süßkirschen verantwortlich, die wir derzeit gern essen.


Wildbienen, Käfer und Ameisen leisten ebenfalls einen enormen Beitrag. Wildbienen sind oft viel fleißiger und schneller bei der Arbeit als Honigbienen, werden aber kaum wahrgenommen. Hast du schon mal eine Glockenblumen-Scherenbiene in einer Blüte der Glockenblumen entdeckt? Sie übernachten dort auch oder finden dort Schutz vor Regen. Auch Käfer bestäuben Blüten. Ameisen helfen Gänseblümchen zu bestäuben und Regenwürmer verteilen die Samen im Garten.

Und dann sind da natürlich noch die Schmetterlinge. Sie sind wichtige Indikatoren für eine gesunde Natur, da sie sehr empfindlich auf Umweltveränderungen reagieren.


Ein Rückgang oder eine Zunahme der Artenvielfalt bei Schmetterlingen kann auf Veränderungen in Lebensräumen, Klimawandel, Landnutzung und dem Einsatz von Pestiziden hinweisen.


Da die verschiedenen Schmetterlingsarten ganz unterschiedliche Lebensraumansprüche haben, können relativ genaue Aussagen über die Qualität und die Veränderungen von Lebensräumen getroffen. 

Schwalbenschwänzchen I Foto: pixaby

Was können wir tun?

Was können wir also tun, um diese Insekten zu fördern und damit auch letztendlich unsere Nahrung zu sichern?


Viele haben bereits Insektenhotels, -die meisten von zweifelhafter Qualität, aufgestellt, doch nur etwa 30 Arten der in Berlin-Brandenburg lebenden über 600 Bienenarten nutzen sie. Die meisten bauen im Boden, und dafür ist offener, bindiger Sandboden ideal.


Aber mal ehrlich: Wer von uns würde in einem Hotel ohne Frühstück oder Halbpension Urlaub machen?


Genau hier kommt ihr ins Spiel! Unsere heimischen Wildbienen und andere Insekten sind auf Nektar und Pollen aus der Region angewiesen. Viele Blüten in unseren Gärten werden von Wildbienen gar nicht erst besucht, denn mancher Nektar und Pollen ist für unsere Insekten nicht zu verwerten, da sich ihre Verdauungsenzyme im Zuge der Evolution an unsere heimischen Pflanzen angepasst haben.



Foto: pixaby

Es ist daher so wichtig heimische Wildpflanzen zu verwenden. Jeder Gartenbesitzer sollte mindestens 10 % Wildblumen in seinem Garten anpflanzen. Wer es schafft, 60 % Wildblumen zu pflanzen, kann seinen Garten sogar als „Naturgarten“ auszeichnen lassen. –Das ist eine tolle Motivation, um mehr wilde Arten anzupflanzen und so für mehr Biodiversität zu sorgen.


Mein größter Wunsch ist es, diese 60 % flächendeckend in öffentlichen Grünflächen unseres Stadtteils zu etablieren.


Für die öffentlichen Flächen, aber auch für eure Gärten ist es jedoch wichtig, bei der Mahd (dem Mähen) von Rasen- und Wiesenflächen einige Dinge zu berücksichtigen. Wir sprechen dann von Mahd-Regime. Dazu würde ich euch gern demnächst mehr erzählen. Die richtige Mahd ist wichtig zum Erhalt der Wildpflanzen, der Eingrenzung von zu viel Gras und zum Erhalt der Insekten, denn jedes Mähen tötet immer auch Insekten und deren Gelege.


Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Gärten und öffentlichen Flächen insektenfreundlicher werden – für eine bunte, lebendige Natur, die uns alle bereichert!


Beginn doch einfach noch heute und schult eure Wahrnehmung. 20 Minuten in einer blühenden Fläche sitzend, helfen enorm die kleinen Wildbienen, Schwebfliegen und andere Insekten bei der Arbeit zu entdecken.


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